Persönlicher Erfahrungsbericht eines Oldies zu Fans im Training

Während meines Urlaubs in Kroatien erreicht mich ein Mail vom 1. FC Nürnberg mit dem Hinweis, ob ich noch beim Programm „Fußballfans im Training“ teilnehmen möchte. Bei der ersten Runde im Sommer war alles belegt und ich hatte das Programm für mich eigentlich schon abgehakt. Mich erwischte die Anfrage genau zu einem Zeitpunkt großer Unzufriedenheit mit meiner körperlichen Leistungsfähigkeit. Seit einem Jahr im Ruhestand (mit 60 Jahren) beruhigt sich der ganze Tagesablauf und die persönliche Lebenssituation. Vorbei ist die jahrzehntelange Hektik als leitender Mitarbeiter mit ständigen Terminen, Dienstreisen, Ärger und Stress. Inzwischen hatte ich gesundheitlich auch nachhaltige Blessuren davon getragen. Abgesehen davon habe ich immer Sport getrieben, um einen Ausgleich zu schaffen. Vor allem Krafttraining, weil mir aufgrund einer Arthrose im Knie und des Gewichts, der Arzt von meinem geliebten Laufen dringend abgeraten hat.

Nun zum Training beim Club. Ich bin nicht mit Euphorie zu der ersten Sitzung, weil ich keine Wunder erwartet habe und natürlich zu wenig über das gesamte Programm wusste. Wurde ich doch gleich nach dem ersten Blutdruckmessen vom Kollegen der Krebshilfe zum Arzt geschickt, ob ich das Programm weiter machen darf. Aber bereits bei der ersten Runde, die ja noch ohne irgendwelche Ziele und locker ablief, kam ich doch stark ins Nachdenken über meine Sporteinheiten und Ess- und Trinkgewohnheiten. Je weiter wir uns in das Thema Ernährung vertieften, um so mehr fasste ich den Entschluss, hier schnell was zu verändern. Vor allem die Übersetzung unseres Trainers in Portionen, statt in Kalorien zählen und der Umgang mit Fett und Zucker (auch Alkohol) führten bei mir zu einer schnellen Veränderung der Ernährungsgewohnheiten. Statt Kuchen gab es Obst, Cerealien möglichst nur in Vollkorn und Gemüse täglich in größerer Menge. Fleisch weniger und ohne Schwein, Milchprodukte nicht im Übermaß. Satt wird man damit auch, also keine Diät!

Sportlich war ich immer aktiv, in Form von Elipsentrainer, Krafttraining und Nordic-Walking. Auch durchaus 4 -5 mal die Woche. Aber auch hier hat mir das Programm viele neue Erkenntnisse gebracht. Der Körper gewöhnt sich an ein regelmäßiges Training und hier bringt Vielseitigkeit und auch die Steigerung von Belastung den Effekt der Fitness bzw. Gewichtsabnahme. Besonders beeindruckend und wirkungsvoll waren Übungen ohne Geräte wie Liegestützen, Kniebeugen und weitere. Bereits 5 Übungen fühlten sich so effektiv an wie 45 Minuten an Geräten im Kraftraum.

Unsere wöchentliche Smartziele hinsichtlich Ernährung und Sporteinheiten haben es in eine gute Struktur gebracht. Jeder konnte sich das individuell zuschneiden und mit zunehmender Dauer des Programms steigern sich die Anforderungen. Dazu hatten wir auch unseren Schrittzähler bekommen.

Der schnelle Erfolg nach 6 Wochen, mit 8 Kg Gewichtsabbau und 6,5 cm weniger Bauchumfang waren dann sehr beflügelnd für das weitere Training. Plötzlich konnte ich zunächst mit leichtem Lauftraining wieder beginnen und motiviert von unserem fordernden Coach, versuchte ich die Dauer der Läufe wieder zu erhöhen. Nach einigen Wochen konnte ich wieder Joggen und das führte in Verbindung mit meinen sonstigen Einheiten Krafttraining und der konsequenten Ernährungsumstellung dazu, dass dadurch jede Woche weitere Kilos purzelten. Eindrucksvoll war unser Müllsacklauf. Unser abgenommenes Gewicht nach 8 Wochen (bei mir ca 10 Kg) in Form von Sand im Müllsack auf dem Rücken und damit dann um den Fußballplatz joggen.

Ein Problem für mich war der Umgang mit zugelassenen Ausnahmen. Also ungesunde oder fettreiche Kost dürfen ja sein, nur wie komme ich wieder zurück in die Spur und laufe nicht Gefahr das Programm komplett zu kippen. Etliche Diskussion in unserer Gruppe, waren dabei sehr unterstützend und hilfreich.

Beeindruckt hat mich die gesamte Trainingsgruppe. Wir kannten uns alle nicht und kamen mit unterschiedlichsten Voraussetzungen in das Team. Manche Kollegen haben  mit erheblichen gesundheitliche Vorbelastungen das Programm aufgenommen. Aber alle haben am gleichen Strang gezogen und eine tolle Gruppendynamik entwickelt. Einzelne Schwächephasen von Kollegen wurden ausgesprochen mit Humor genommen und der Spaß kam insgesamt über die ganze Zeit nicht zu kurz. Viele konnten auch gesundheitliche Fortschritte berichten und das hat die Motivation weiter gesteigert. Ein gewichtiger Faktor für mich sind die Rahmenbedingungen bei meinem geliebten 1. FC Nürnberg. Der Presseraum für den theoretischen Teil und das Valznerweihergelände für den sportlichen Teil. Das zeichnet vor allem dieses Trainingsprogramm ganz besonders aus.

Ich bin heute dem Club, der Deutschen Krebshilfe, unserem jungen Trainer und der ganzen starken Truppe sehr dankbar für „Fans im Training“. Es hat mich wieder zu einer körperlichen Leistungsfähigkeit geführt, die ich so nicht mehr erwartet oder gehofft hatte. Die ärztlichen Rückmeldung waren sehr positiv und führten zu regelrechtem Erstaunen. Mein Gewicht liegt jetzt bei über 20 Kg weniger als zu Beginn des Programms und ich habe bei Shirts und Hosen zwei Kleidergrößen weniger (Problem habe ich gern). Und ich laufe wieder wie in alten Zeiten. Ob ich in nächster Zeit, wie zuletzt 2009, wieder einen Marathon angreifen kann, wird sich zeigen. Toll ist auf jeden Fall, dass das Programm nicht beendet ist nach 3 Monaten, sondern unser Trainer weiter zur Gewichtsabnahme einlädt und wir wöchentlich am Sportgelände trainieren dürfen. Ich freue mich auf ein Wiedersehen und die weiteren Aktivitäten mit unserer Gruppe.

 

 

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